WiYou.de Special: Karriereheimat 2023

KARRIEREHEIMAT 2023 Foto: HERZDING Fotografie 37 vor, in der sie Ereignisse aus dem vergangenen Jahr aufgreift. Die Streufdorfer Kirmesgesellschaft ist sehr jung. Ab 16 Jahren kann man dazu gehören, bis man verlobt oder verheiratet ist oder Kinder kriegt. Elena ist mit ihren 23 Jahren die Älteste. Worauf jedes Dorf natürlich besonders stolz sei, sei die jeweilige Tracht, so Elena. „Bei uns tragen die Männer normale schwarze Anzüge mit roten Bändern und haben einen Hut auf, auf dem Blumen mit einem roten langen Band drauf sind. Darunter tragen sie Krawatte und Hemd. Und am Jackett hängen auch nochmal rote Bänder.“ Anderswo tragen die Männer Frack und einen Zylinder. „Wir Frauen tragen lange dunkle Trachten mit Schürzen und Tüchern. Und haben einen Blumenkranz in den Haaren, passend zu unseren Tüchern. Aber zum Beispiel ein paar Orte weiter tragen alle Frauen weiße Schürzen und blaue Bänder oder haben Käppchen auf“, erklärt Elena. Eine große Besonderheit sind bei den Streufdorferinnen die Tücher. „Die kriegst du so nicht mehr. Die von meiner Mama sind leider verloren gegangen, aber ich habe meine von meiner Oma bekommen. Das ist etwas Besonderes, wenn sowas vererbt bekommt.“ Sich einfach in einem Fast Fashion Laden ein Tuch kaufen, geht nicht. Deswegen ist Elena selbst auf Reisen immer auf der Suche nach neuen traditionellen Tüchern. „Ich gehe dann gezielt in Second Hand Läden. Besonders in den früheren Ostblock Staaten findet man oft etwas.Ich habe Tücher aus Rumänien, Bulgarien und auch aus Spanien.“ Da die Traditionen und Bräuche besonders während der Corona Zeit gelitten haben, hat die Streufdorferin nicht nur einen Verein für ihre Kirmes gegründet, sondern auch gleich einen Verband. „2020 gab es gar nichts. 2021 haben wir wenigstens die Ständle gesungen, aber mit Maske und ohne zu tanzen oder Getränke anzunehmen. Letztes Jahr hatten wir wieder eine richtige Kirmes, aber in einem Saal.“ In der Zeit habe sich in den Kirmesgesellschaften eine hohe Frustration angestaut. „Wir hatten das Gefühl, dass Tradition und Kirmes total vergessen wurden. Dabei hat bei uns jedes kleine Dorf sein Brauchtum.“ Deswegen haben sie sich erst gegenseitig als Initiative Kirmesfreunde das Leid geklagt und dann aus der Not heraus den Südthüringer Verband für Kirmes und Brauchtumspflege (SVKB) gegründet. Inzwischen hat sich der Verband als Anlaufstelle für Kirmes Ange ­ legenheiten in der Region fest etabliert. „Wir sind offen für alle An ­ liegen. Wir geben zum Beispiel Weiterbildungen zum Steuerrecht für Vereine, ITWorkshops oder beantworten Fragen zur Sicherheit, zum Beispiel was passiert, wenn es zu Schlägereien kommt“, erklärt Elena. Da sie sich selbst noch sehr gut an ihre Vereinsgründung erinnert und weiß, welche Fragen man sich stellt, ist Elena auf diesem Gebiet die Expertin und berät dahingehend. Wie lange Elena noch in der Kirmes ­ gesellschaft sein wird, weiß sie nicht. Aber sie möchte auch zukünftig Teil des Organisationsteams der Kirmes bleiben und die Traditionen bestenfalls an ihre jüngere Cousine weitergeben. (sa)

RkJQdWJsaXNoZXIy NDE3NTI=